Die vier häufigsten Ursachen für Überschuldung: Ein Blick auf die Situation in Österreich

Wie auch in Deutschland, stellt die private Überschuldung in Österreich einen wichtigen Indikator für die wirtschaftliche Gesundheit des Landes dar. Während das Bruttoinlandsprodukt und die Arbeitslosenquote oft im Vordergrund der wirtschaftlichen Analyse stehen, gibt die Verbreitung von Überschuldung tiefergehende Einblicke in die finanzielle Realität vieler Menschen. Laut aktuellen Daten des Statistischen Bundesamts in Deutschland lassen sich vier Hauptgründe für Überschuldung identifizieren, die auch in Österreich eine vergleichbare Relevanz haben. Diese Probleme führen auch in Österreich viele Haushalte in eine finanzielle Schieflage.

1. Arbeitslosigkeit – Die häufigste Ursache für Überschuldung

Arbeitslosigkeit bleibt auch in Österreich die häufigste Ursache für Überschuldung. Ein Wegfall des regelmäßigen Einkommens bringt viele Betroffene schnell in eine prekäre finanzielle Lage. Wie in Deutschland, wo 18,3 Prozent der überschuldeten Personen dies als Grund angeben, ist die Situation in Österreich ähnlich gelagert. Arbeitslosigkeit hat tiefgreifende Auswirkungen auf die finanzielle Stabilität von Haushalten, insbesondere, wenn soziale Auffangnetze nicht ausreichen oder die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt länger dauert als erwartet. Die Inflation und steigende Lebenshaltungskosten verschärfen die Situation zusätzlich.

2. Gesundheitliche Probleme – Ein wachsender Risikofaktor

Auch in Österreich gehören gesundheitliche Probleme wie Krankheit, Unfälle oder Sucht zu den Hauptgründen für Überschuldung. In Deutschland machen diese Gründe 18 Prozent aller Fälle aus – und auch in Österreich zeigt sich eine ähnliche Tendenz. Besonders die Kosten für medizinische Behandlungen, Medikamente oder lange Krankenstände führen bei Betroffenen oft zu erheblichen finanziellen Einbußen. Diese gesundheitlichen Probleme sind oft unerwartet und stellen eine doppelte Belastung dar: Neben der körperlichen und seelischen Belastung kommen noch finanzielle Sorgen hinzu.

3. Unwirtschaftliche Haushaltsführung – Fehlende Finanzplanung

Die unwirtschaftliche Haushaltsführung, also eine schlechte Finanzplanung oder übermäßige Verschuldung durch Kredite, ist in Österreich ebenfalls ein wesentlicher Faktor. Während in Deutschland etwa 14,3 Prozent der Überschuldungsfälle darauf zurückzuführen sind, dürfte dieser Anteil in Österreich ähnlich hoch sein. Besonders in Zeiten von steigenden Zinsen und der Inflation haben viele Haushalte Schwierigkeiten, ihre finanziellen Mittel sinnvoll zu verwalten. Hohe Dispokreditzinsen und eine generelle Unterschätzung der langfristigen finanziellen Belastungen führen oft zu einer Schuldenfalle.

4. Trennung, Scheidung oder Tod des Partners – Lebensveränderungen mit finanziellen Folgen

Auch in Österreich können einschneidende Lebensereignisse wie Trennung, Scheidung oder der Tod des Partners erhebliche finanzielle Probleme nach sich ziehen. In Deutschland geben 12,1 Prozent der überschuldeten Personen diese Gründe an. Diese familiären Schicksalsschläge führen oft dazu, dass plötzlich ein Einkommen wegfällt oder die laufenden Kosten nicht mehr gemeinsam getragen werden können. Der damit verbundene finanzielle Druck ist enorm und führt nicht selten zu Überschuldung.

Weitere Faktoren: Selbstständigkeit und langfristiges Niedrigeinkommen

Neben den vier Hauptursachen tragen auch in Österreich weitere Faktoren zur Überschuldung bei. Lange Phasen von niedrigem Einkommen, wie sie oft bei Geringverdienern oder Teilzeitbeschäftigten vorkommen, sind ein häufiger Grund. Auch gescheiterte Selbstständigkeit spielt eine Rolle. Die Risiken, die mit der Gründung und Führung eines Unternehmens einhergehen, können schnell zu einer finanziellen Krise führen, wenn das Geschäft nicht wie geplant läuft. Missglückte Immobilienfinanzierungen oder hohe Zahlungsverpflichtungen durch Bürgschaften sind weitere mögliche Ursachen, die auch in Österreich bekannt sind.

Pandemie brachte auch in Österreich Entschleunigung bei der Verschuldung

Interessanterweise hatte die Corona-Pandemie auch in Österreich einen positiven Nebeneffekt auf die Überschuldungssituation. Wie in Deutschland, wo die Zahl der überschuldeten Personen von 6,92 Millionen im Jahr 2019 auf 5,65 Millionen im Jahr 2023 zurückging, zeigte sich auch in Österreich ein ähnlicher Trend. Viele Menschen lebten in diesen Jahren sparsamer und reduzierten ihre Ausgaben. Dies führte dazu, dass weniger Menschen in die Schuldenfalle gerieten. Sparsamer Konsum und ein bewusster Umgang mit finanziellen Ressourcen erwiesen sich als Schlüssel, um die Überschuldung zu vermeiden.

Fazit: Prävention und Finanzbildung als zentrale Maßnahmen

In Österreich, wie auch in Deutschland, sind die Ursachen für Überschuldung vielfältig. Von Arbeitslosigkeit über gesundheitliche Probleme bis hin zu familiären Schicksalsschlägen – die Wege in die Schuldenfalle sind unterschiedlich. Doch in einer Zeit, in der die Lebenshaltungskosten steigen und die wirtschaftliche Unsicherheit zunimmt, wird es immer wichtiger, Finanzbildung und Präventionsmaßnahmen in den Vordergrund zu stellen. Eine bessere Beratung und Aufklärung sowie der bewusste Umgang mit Geld könnten helfen, viele Haushalte vor einer Überschuldung zu bewahren. Nur so lässt sich langfristig ein Rückgang der Überschuldung in Österreich erzielen.